Zum ersten Mal habe ich Bammel einen Bericht zu schreiben. Jetzt sitze ich hier und denke mir, alle erwarten sich den ultimativen Bericht über die technischen Vorzüge und Highlights dieser 2 wundervollen Motorräder.
Aber ich bin eine Frau und ich frage mich gerade, was interessiert uns Frauen an einem und im Besonderen an diesen Motorrädern?
Genau. Wie sie sich anfühlt, wenn ich mich drauf setze? Ob ich mit den Füßen auf den Boden komm? Ob sie schwer ist und letztendlich natürlich auch das Fahrgefühl und ob mir das Handling taugt? Die technischen Features kann man auch im Datenblatt nachlesen.
Honda CBR1000 SP
Die Königin der Hondas mit dem passenden Beinamen “Fireblade”.
192PS, eine fast zarte Silhouette von vorne, gepaart mit einer optisch sehr gelungenen Lackierung glänzt mit hochwertiger Verarbeitung und allerlei elektronische Helferlein, die das Fahrvergnügen zusätzlich auf einen hohen sicheren Level bringt, um die Wette.
Das erste Aufsitzen ließ mich mal durchatmen, sie ist mit einer knackigen Sitzhöhe von 832mm ziemlich am Limit für meine Körpergröße (167cm). Der Tank ist ungewohnt hoch und ich hatte das Gefühl eine Spur zu kurz geraten zu sein für die Schöne. Man sitzt allerdings kompakt und angenehm.
Dann stellte ich sie mal gerade und war total überrascht, dass sie sich so leicht anfühlte. Die Optik mit Verbau und der wunderschönen Lackierung wirkte doch ziemlich maskulin und somit rechnete ich nicht mit dieser Leichtigkeit. Ein Blick in das Datenblatt erklärte sofort warum. 195kg fahrbereit hat das zarte Pflänzchen und ist somit fast ein Spielzeug, sogar für Mädchen.
Der magische Moment: ich drückte auf den Startknopf und ein sattes, sportliches, leicht bissiges “rrrrr” hinterließ Gänsehaut auf mir. Nach kurzem check der elektronischen Einstellungsmöglichkeiten, begab ich mich Richtung Rennstrecke. Nun stand ich hier an der Ausfahrt der Boxenstraße und wartete leicht nervös auf die Startfreigabe.
Die erste Kurve ließ mich mal erstaunt die Augenbrauen nach oben ziehen. Welch eine herrliche Kurvenlage. Sie glitt praktisch wie von allein in die Kurve und auch die Wechsel zwischen links und rechts fielen mir leicht. Meine Beine und Füße waren in einer angenehmen Position und nach einigen Kurven fühlte ich mich schon richtig wohl auf der “fireblade”. Mit dem Schaltautomat gleiten die Gänge in beide Richtungen überaus geschmeidig. Ein unschätzbares Feature, zumindest auf der Rennstrecke.
Der Anfangs skeptisch begutachtete hohe Tank wurde mir allerdings nach einigen Runden zur willkommenen Richtlinie, um mir für meinen Arm einen optimalen Anlehnpunkt zu geben. Und nach dem 2. Turn war es eine Leichtigkeit für mich, endlich im Hangoff und mit dem Knie am Boden (ich verdanke dieser Beauty meinen ersten touchdown) den Ring zu rocken. Das Grinsen von einem Ohr zum anderen war die nächsten 2 Tage nicht mehr von meinem Gesicht zu löschen. Sie ist ein wahres Feuerschwert, die mit echtem “Kawum” unterm Sitz und unglaublicher Agilität zu fahren ist.
Die Ausfahrt am 3. Tag über ein Bergstrasserl bergab mit kleinen zierlichen Kurven, ließen mich dann massiv an meiner Sitzposition feilen (eingeschränktes Sichtfeld und eine hohe Belastung an den Handgelenken) und letztendlich in den drückenden Fahrstil wechseln, da einfach angenehmer zu fahren. Aber auch hier machte dieses Motorrad echt Laune und wir konnten uns arrangieren. Sie war trotzdem wendig und leicht, hinterließ niemals das Gefühl sich anstrengen zu müssen.
Fazit: Ich mag diese Lady. Sportlich, agil und ordentlich Feuer unterm Sitz eine verdiente Königin ihrer Gattung.
HONDA CB1000R
Schon allein die wunderschön gelungene Überarbeitung der Optik hat mich beim Anblick dieser nackigen Schönheit erstrahlen lassen. Der komisch anmutende Scheinwerfer der Vorgängerin durfte einem klassisch runden Scheinwerfer mit LED inside weichen. Die brünierten Aluverkleidungsteile und die zierlichen Linierungen auf den Motorseitenteilen geben ihr eine elegante Note, ohne überflüssigen Firlefanz an sich dran zu haben. Das kurze Heck lässt sie von der Seite irrsinnig spritzig aussehen. Die Einarmschwinge ein wunderschönes Highlight.
Das erste Aufsitzen auf diesen nackigen Tornado mit 145,5PS ließ mich erstaunt nach unten blicken. Sie wirkte optisch nicht so, aber die Sitzhöhe auch hier mit 830mm grenzwertig für mich und nicht wirklich anders als auf der “fireblade”. Insgesamt eine natürlich angenehme gerade Sitzposition mit Blick auf minimalistisch kleine Armatur. Auch hier optimieren einige elektronische Helferleins den Fahrstil.
Ich stellte sie gerade und war wiederum erstaunt, so wenig gefühltes Gewicht (212kg fahrbereit) zu erleben. Schön langsam begann ich mir Sorgen zu machen, ob ich wohl mit meiner Yamaha nach diesen Tagen noch fahren wollen würde.
Gestartet und sich am spritzigen Sound erfreuend, begab ich mich zur Boxenstraßenausfahrt. Auf den ersten paar Metern wurde mir sofort bewusst, mit welcher Agilität, gutem Schwerpunkt und Leichtigkeit sie sich bewegen ließ.
Grinsend freute ich mich auf den folgenden Turn. Herrlich Schub unten raus, freudiges hin und her legen, easy zu fahren. Allerdings ist das Gas umsichtig zu handhaben, Madame neigt dazu das Vorderrad zu heben.
Auf der Rennstrecke ist sie bzgl. Fahrspass der Fireblade leicht unterlegen, nicht wegen fehlender PS, eher die Unruhe, die sie entwickelt, wenn man in die Kurve prescht, lässt sie auf mich im Vergleich instabil wirken.
Dafür brilliert sie auf der Küstenstraße mit Glanz und Gloria. Die kleinen Kurven nimmt sie mit Bravour, lässt sich herrlich drücken und macht irrsinnig Spass.
Fazit: Der Tornado hat es mir angetan. Sie liegt mir aufgrund der Sitzposition mehr und ist ein wahres Energiebündel. Optisch gesehen gibt es nichts zu meckern, ausser vielleicht die Kennzeichenhalterung, wobei mir hier aber auch keine bessere Alternative einfallen würde. Im Großen und Ganzen für mich ein Traumbike unter den Nakeds.
Gesamt gesehen bin ich von beiden Bikes begeistert und müsste ich mich entscheiden würde ich wohl mit einem charmanten Lächeln beide nehmen. Vielen Dank an Honda für das zur Verfügung stellen dieser wirklich großartigen Motorräder.