Welcher Zweiradfreak hatte ihn nicht auch schon mal, den Traum mit einer Harley Davidson über die schönsten Straßen Amerikas zu cruisen?
Eines muss ich gleich vorwegnehmen. Ich war ein absoluter Anti-Chopperfahrer, das sollte sich bei aber schnell ändern.
Im Dezember, wenn es in Mitteleuropa nicht gerade das beste Bikerwetter hat, ist es hingegen in Florida gerade richtig. Wir haben über Weihnachten knapp drei Wochen in Palm Beach verbracht und gemeinsam mit meinem Schwiegervater wollte ich eine Harleytour machen. Das Wetter war perfekt, jetzt fehlten nur noch die Bikes. In Florida, speziell in unserer Gegend gibt es doch einige Motorradverleiher, hier kann man aber viel Geld sparen wenn sich etwas genauer umschaut. Wir haben einen netten kleinen Verleiher gefunden der sehr bemüht war unsere Wunschbikes zur Verfügung zu stellen. Die Firma RMM Rentals & Tours in West Palm Beach, nahe dem Flughafen, hat eine kleine aber sehr feine Auswahl an Motorrädern. Von der neuen R1200 GS bis zur Ducati Monster gibt es für jeden Geschmack das Beste. Aber nicht zu vergessen die Auswahl an Harleys. Wir wollten natürlich mit einem amerikanischen Original die geraden Straßen der Staaten bereiten. Mir wäre die Gefahr zu groß, mit einer R1200 GS oder dergleichen, auf diesen Straßen das Tempolimit hoffnungslos zu überschreiten.
Wir haben uns für eine Harley Streetglide Special und eine Heritage Softail entschieden. Ich war mit der Street unterwegs.
Am ersten Tag waren wir ein wenig im Großraum von Palm Beach und Fort Lauderdale unterwegs und haben uns an die Gefährte eingewöhnt. Hierbei habe ich mich das erste Mal wie im bedagten Traum gefühlt. Auf der dicken Harley unter Palmen am weißen Strand entlang. Dabei noch über die eingebaute Stereoanlage 103,7 the Gator FM aufgedreht um mir die kultigsten Rockklassiker um die Ohren hauen zu lassen und schon war der Gänsehautmoment da.
Aber es sollte noch besser kommen. Wie schon gesagt der Traum handelt ja von den schönsten Straßen und nicht Städten. Am zweiten Tag, an dem wir die Mopeds hatten, haben wir bereits um 5 Uhr morgens die Motoren angeworfen und duckerten durch die Dunkelheit in Richtung Süden.
Genau richtig zum Sonnenaufgang haben wir um sieben Uhr unseren ersten Stopp auf Key Largo eingelegt. Dort schnell original amerikanische Pancakes in einem noch originellerem Diner wie aus dem Film eingeschossen und weiter ging die Fahrt.
Immer weiter Richtung Süden über die Florida Keys und die berühmte “Seven Mile Bridge”. Bei gut 30°C und Sonnenschein sind wir dann zu High Noon endlich auf Key West, dem südlichsten Punkt der USA angekommen. Hier sind es nur noch 70 Meilen nach Kuba – übers Wasser allerdings. Key West ist eine kleine Insel, hier stellte sich sehr schnell die Frage wo denn die unzähligen Touristen mit ihren Autos parken wollen? Wir haben keine Antwort gefunden. Nach einer kurzen Pause haben wir uns dann auch schon wieder auf den Weg gemacht. Schließlich waren wir ja zum Biken und dem Feeling von Freiheit unterwegs und nicht um sich zwischen den Massen von Touristen, in irgendwelchen Restaurants, das Geld aus den Taschen ziehen zu lassen.
Auf dem Retourweg haben wir schnell gemerkt, dass es eine gute Entscheidung war so früh loszufahren. Wir hatten nur mäßigen Verkehr beim hinunterfahren. Jetzt gab es einen Stau. Aber praktisch über die gesamte länge der Keys bis auf das Festland (ca. 200 km!).
Bei Sonnenuntergang haben wir noch gebackene Tintenfische direkt am Meer gegessen bevor es dann über die Highways wieder zurück nach Palm Beach ging.
Unser Tageskilometerzähler zeigte nach dieser Tour rund 800! km an.
Ein Ausflug der Extraklasse mit viel Gänsehaut und die bestimmt nicht wegen der Temperaturen.