Ein persönlicher Kommentar von Viktor Sator.
Roller: Naja, wie soll ich anfangen? Am besten beginne ich damit, wie mir die Idee zu diesen Zeilen gekommen ist.
Vor wenigen Tagen, als ich mit Naahannes in Südtirol unterwegs war, um für unsere Motorradreisen ein paar Touren auszuarbeiten, ist mir aufgefallen, dass es mittlerweile sehr viele Roller auf die Bergpässe zieht. Ein kurzer Blick auf das Kennzeichen und schnell war klar, es sind keine einheimische sondern definitiv Touristen. Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, warum geht man mit so einem Gefährt auf Tour und ist ein Roller überhaupt dafür geeignet?
Ihr seht schon, Fragen über Fragen.
Wie es der Zufall so will, habe ich ein paar Tage darauf einen dieser Roller-Tourenfahrer getroffen und ein paar Worte mit ihm wechseln können.
Meine erste Frage war natürlich: “Warum?”
Warum fährt man mit einem Roller auf Tour? Ich bekam recht schnell eine Antwort, mit der ich auch etwas anfangen konnte.
Die großen Roller von heute bieten alles, was ein Motorrad auch bietet. Es gibt sie auch mit relativ großem Motor, großzügige Assistenzsysteme und es sind mittlerweile auch unglaublich viele Gepäcksysteme und An/Umbaumöglichkeiten erhältlich. Auch der Komfort spielt eine große Rolle. Man sitzt sehr gemütlich, wenn das Wetter etwas schlechter wird, ist man ein bisschen geschützter gegen den Regen und ein Roller ist auch mit Automatik ausgestattet. Also im Endeffekt Unterhose und Zahnbürste ins Helmfach, aufsteigen und losfahren.
Also gut, eine Frage mal recht passabel geklärt. Ich kann auch gut nachvollziehen, warum man sich grundsätzlich einen Roller anschafft, denn im urbanen Raum, können die Dinger wirklich ein Segen sein. Auch ich hab mich schon das eine oder andere mal, bei der Überlegung mir einen zu kaufen, ertappt. Bis heute ist es zwar noch nicht dazu gekommen, aber bei meinen Tätigkeiten in Graz, einer mit Verkehr überforderten Stadt, wächst der Wunsch danach stetig.
Gehen wir der nächsten Frage nach: “Ist ein Roller ein Tourengerät?”
Meine persönliche Meinung dazu: Nein, es ist kein tourentaugliches Fahrzeug und das werde ich hier gerne auch erläutern.
Mir ist klar, dass vor allem die Großroller wirklich viel bieten, auch preislich schon in einer Sphäre von den Motorrädern angesiedelt sind, aber dennoch ist es ein Fahrzeug, welches für den urbanen Verkehr entwickelt wurde. Des Konzept “Roller” ist fast so alt wie das Konzept “Motorrad”, aber es hat einen Grund warum das eine nie das andere ersetzt hat.
Die Bauweise und Geometrie ist für ein leichtes auf- und absteigen gemacht, kleine Reifen für eine agile und wendige Fahrt zwischen Autos und enge Gassen, ein Motor der ideal im niedrigeren Geschwindigkeitsbereich arbeitet, alles eher platzsparend und kompakt konstruiert um größtmöglichen Stauraum zu erhalten.
Was sagt uns das?
Durch die Geometrie und Bauweise ist kein stabiler Sitz und Knieschluss möglich. Der Fahrer sitzt sehr indirekt auf dem Fahrzeug und ist nicht stabil verbunden und das hat unweigerlich eine instabile Fahrweise zur folge. Die kleinen Reifen erlauben es zwar kleine und enge Manöver durchzuführen, aber sind dafür ebenfalls wieder instabil und bieten wenig Spurtreue sowie Haftung bei Schräglage. Dafür sind sie einfach nicht gemacht. Die Leistung der Motoren ist zwar meistens ausreichend um über Berge zu kommen, jedoch reichen sie oft nicht für sichere Überholmanöver und der Gleichen. Daher ist eine defensive Fahrweise notwendig und Nachduckern meist vorprogrammiert.
Ich persönlich bin der Meinung, wenn man einen Roller besitzt und damit auch mal eine Ausfahrt machen möchte, ist das durchaus nachvollziehbar. Aber man sollte sich stets bewusst sein, dass es kein Motorrad ist und es daher auch anders zu behandeln und zu steuern ist. Für Touren und Reisen, wie z.B. Südtirol, würde ich definitiv ein anders Fahrzeug empfehlen.
Kurz um, Roller sind Stadtflitzer, auch wenn sie gerne anders verkauft werden.
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Fotos: Daniel Obersberger