Viele Biker sind Enthusiasten. Nicht nur die Maschine muss dabei in perfektem Zustand sein, auch die Optik spielt eine wesentliche Rolle. Dabei soll nicht nur das geliebte Bike glänzen, sondern auch die Montur, die Boots und natürlich auch der Helm.
Tja, die Auswahl an verschiedenen Helmdesigns ist ja gar nicht so schmal, aber mal ehrlich: Ein Design aus dem Handel ist und bleibt eben ein Design aus dem Handel. Meist passt es nicht ganz zur Montur, noch schlimmer aber wenn der Helm gar nicht zum Bike passt … die ultimative Katastrophe stellt sich aber ein, wenn beim Treffen gleich 3 Leute den selben Helm tragen: Adieu Individualität.
Auch für Firmen ist es unerlässlich sich entsprechend zu präsentieren, da gehört ein Helm, passend zur Corporate Identity einfach zum guten Ton.
Ja, aber….
„Bloß nicht“, meinen Viele. Der Helm wäre danach kaputt, der Versicherungsschutz wäre nicht mehr gegeben und was weiß der Teufel, welche Mythen da noch durchs Internet kursieren. Lassen wir aber mal Fakten sprechen:
Fakt 1: Airbrushdesigns sollten grundsätzlich nur von Profis ausgeführt werden. Einerseits, weil professionelle Custompainter wissen, welche Helme sie bearbeiten können und andererseits weil sie die richtige Herangehensweise und Materialien kennen.
Fakt 2: Der Versicherungsschutz bleibt unberührt, solange keine fahrlässige Minderung der Schutzwirkung herbeigeführt wird. Dazu folgende Aussage des Versicherungsverbandes auf meine Anfrage hin: „Wenn sich die Schutzeigenschaften des Helms nicht verändern, ist nicht erkennbar, warum es dann Probleme beim Versicherungsschutz geben sollte.“
Fakt 3: Die Garantie des Helmes gegenüber dem Händler erlischt. Auch der Hersteller kann Garantieansprüche aufgrund der Lackierung oder auch einer Beklebung zurückweisen. Das ist aber sowieso üblich.
Fakt 4: Von einer Bearbeitung allzu günstiger NoName Helme ist eher Abstand zu nehmen, vor allem, wenn keine Infos über verwendetes Material oder genauer Herkunft vorhanden sind…aber mal unter uns: Wer setzt sich so ein Ding auf den Kopf?
Wissen ist Macht
Gehen wir mal ein wenig ins Detail. Ich möchte ja vermeiden auch hier wieder neue Mythen zu schaffen.
Helme sind meist aus Kunststoff. Ist dem nicht so, sind es entweder Stahlhelme oder Eierschalen…beides ist verboten also unrelevant. Kommen wir also zu den Hauptgruppen:
Thermoplaste – ABS, Polycarbonat, etc… – Bei Hitzeeinwirkung leicht formbar und so gut wie immer bereits lackiert. Kritisch zu betrachten was eine Bearbeitung angeht.
Duroplaste – GFK, CFK, etc… – Die steifere und bruchfestere Mischung, daher auch im Rennsport im Einsatz. Hier ist Airbrushbearbeitung gut möglich und üblich.
Quelle: (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Motorradhelm#Verwendete_Werkstoffe)
Der Großteil der Markenhelme wie zB, von Shoei, Arai, Shuberth, Bandit, Nolan udgl. sind heutzutage aus GFK oder CFK. Die Firma Bandit versicherte uns per Mail: „Bezüglich der verwendeten Lacke/Farben bestehen keine Einschränkungen.“
Auch Shoei bestätigte uns, wenn auch durch die Blume gesagt, dass eine Bemalung unproblematisch ist, solange man von Nitrolacken Abstand nimmt. Genau hier kommen wir dann auch zu dem Punkt, der von eurem Custompainter beachtet werden muss.
Farben und Lacke
Bei Airbrushfarben sollte unbedingt auf Wasserbasisfarben zurückgegriffen werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie sind angenehm zu verarbeiten, ungefährlich und moderne Farben stehen Nitrolacken weder in der Brillanz, noch in der Haftung oder der Lichtechtheit nach. Auch die Effekte wie Candy, Pearl, Multicolor usw…gehören schon zum guten Ton.
Der Kreativität sind also von dieser Seite her, keine Grenzen mehr gesetzt.
Die Schlussversiegelung erfolgt in der Regel mit glänzendem oder mattem Klarlack. Hier ist auf den VOC Gehalt zu achten und, dass es sich um 2K Acryl Klarlack handelt. Alles andere hält entweder gar nicht oder nur schlecht, hat eine schlechte bis keine UV-Schutzwirkung und ist daher völlig ungeeignet.
Weiters absolut tabu sind Weichmacher aller Art.
No Go’s
Geschmäcker sind verschieden, darum kann man dem Design nur schwer den schwarzen Peter zuschieben. Dem Einem gefällt‘s, dem Anderen nicht. So ist das eben.
Komplett daneben aber sind verschmutzte oder kaputte Dichtungen, Läufer oder Staub im Klarlack, sowie Orangenhaut. Lackierfehler dieser Art, sollten unbedingt reklamiert werden.
Auch bedenklich ist eine spiegelnde Chromlackierung, denn diese könnte andere Verkehrsteilnehmer blenden oder gar Unfälle verursachen.
Fazit
Kurzum: Keine Angst!
Wenn du deinem Style den letzten Schliff mit einem Helmunikat geben willst, dann such einen professionellen Airbrusher auf und lass dich von ihm beraten. Moderne Farben und Lacke sind größtenteils unbedenklich und auf einen Markenhelm ist auch nach einer Individualisierung Verlass.
Solltest du dir die einzelnen Schritte einer Airbrushgestaltung ansehen wollen, dann check den Artikel „Das Kurvenfahrer.at Airbrush Helm Design“.
Weitere Infos zu Motorradhelmen generell gibt’s auch auf Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Motorradhelm
Autor: Michael Mild
Land: Österreich
Web: www.spritzwerk.at
Kontaktadresse: office@spritzwerk.at
Biografie
Michael Mild ist seit 2003 aktiv in der Airbrushszene tätig. Jahrelang war Michael, als Künstler unter dem Pseudonym 2m-artwork, auf zahlreichen Messen und Tuningtreffen mit seiner Airbrushpistole unterwegs, immer mit dem Ziel, jedem Kunden Individualität zu bieten.
Seit 2009 betreibt er den größten Airbrushshop Österreichs. Hier unterstützt er Anfänger und Profis mit Fachwissen in den Bereichen Ausrüstung und Material bis über die Grenzen Österreichs hinaus.
Michael kreiert immer wieder hochwertige Designs und leitet zudem Workshops. Außerdem schreibt er im Spritzwerk Magazine und diversen Blogs umfassend über alle möglichen Themen rund ums Thema Airbrush & Custompainting.
Ein Gedanke zu „Mit dem Airbrush zum Helm-Unikat“