Was ist ein guter Motorradfahrer? – Ein paar persönliche Gedanken

Lockerheit, das ist ein wichtiger Teil für gutes Motorradfahren bzw. richtiges Motorradfahren

Wann kann man eigentlich von einem guten Motorradfahrer sprechen oder besser gesagt, wie sollte es sein, dass man von Beherrschung und Können spricht?

Eines muss ich vorweg erwähnen. Ich möchte mit diesem Artikel niemandes persönlich angreifen oder verurteilen. Ich möchte lediglich einen Versuch wagen, meinen Zugang zu diesem Thema darzustellen und zu skizzieren.

Es sind mehrere Faktoren, die meiner Meinung nach, dazu gehören.

Die Selbsteinschätzung

Sie ist der erste Schlüssel zum guten Biker!

Eines steht fest, in kaum einer anderen Sportart liegt die Selbsteinschätzung so oft falsch wie beim Motorradsport. Das erlebt man als Trainer sehr oft und seien wir uns einmal ehrlich, jeder kennt jemanden oder hat schon mal mit jemanden übers Biken gesprochen und gehört wie toll dieser jenes und dieses kann und wie schnell er da und wie schräg dort war. Auch indirekt findet dies, oftmals durch unangepasste Fahrweise (oftmals im Gegenverkehr, in Folge von zu viel Kurvenspeed etc.) z.B., statt.

Dies ist aber nicht böse zu verstehen und es gibt auch eine einfache Erklärung dafür. Denn Anerkennung und Bewunderung sind Grundbedürfnisse des Menschen, ganz gleich wie Essen und Trinken. Das Gehirn reagiert darauf im selben Bereich, wie auf die Stimulation durch Drogen – es wird Dopamin ausgeschüttet.

Ist die Selbsteinschätzung wirklich so ein Thema? Ja – so erleben wir wirklich sehr oft, dass sich Trainingsteilnehmer, welche sich zum ersten Mal selbst auf Video sehen, ein komplett anderes Bild von sich bekommen, als sie zuvor angenommen hatten.

Ja, das ist definitiv ein großer Punkt. Aber was kann man selbst tun, um seine Einschätzung ein wenig zu überprüfen?

Hier ist das Stichwort „Ehrlichkeit“. Ehrlichkeit, sich selbst gegenüber. Ein Revuepassieren seiner Ausfahrten kann viel Aufschluss geben. >> Hatte ich heute Momente, in denen ich mich unwohl gefühlt habe? Waren brenzlige Situationen dabei? Was waren die jeweiligen Gründe und Ursachen dafür? <<
Diese Fragen sollte man sich selbst ehrlich und ungeschönt beantworten. Je seltener solcher Situationen durchlebt werden, desto besser liegt Selbsteinschätzung und vor allem passt die Fahrweise dann immer besser zum eigenen Können.

Das Können, die Beherrschung

Jetzt werden sicher die einige Dinge wie maximale Schräglage, Topspeed und so weiter erwarten. Aber weit gefehlt. Für mich steht all das nicht unbedingt in direktem Zusammenhang mit Können und Beherrschung.

Motorradfahren muss wie Walzer tanzen sein. Erst wenn sich beide, Bike und Biker, blind verstehen und in keinster Weise gegeneinander arbeiten, kommen wir dem „Können“ nahe. Beim Tanz benötigt der Führende ebenfalls keine Kräfte, er gibt lediglich, mit minimalen Bewegungen und Impulsen, die Richtung vor. Das Paar schwebt dann als Einheit und harmonisch über den Parkett und wir über die schönsten Bergstraßen.

Was bedeutet das genau auf dem Bike?

Wer richtig „im“ Bike sitzt und das Gewicht gut neutralisiert, sein Bike genau kennt und spielerisch damit umgehen kann, der braucht keine Kräfte aufzuwenden. So können jederzeit sämtliche Fahrmanöver mit Ruhe und Fahrspaß gemeistert werden. Ganz gleich, ob es die überraschende Spitzkehre ist, ein schnelles Ausweichmanöver oder anderes gebraucht wird. Wer so eine Einheit mit seinem Motorrad wird und praktisch damit verschmilzt, der ist in meinen Augen ein guter Motorradtänzer 😉

 


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Foto by Walther Hillbrand

4 Gedanken zu „Was ist ein guter Motorradfahrer? – Ein paar persönliche Gedanken

  1. Ich glaube Ehrlichkeit alleine reicht nicht aus, um sich zu verbessern. Dazu braucht es den Willen sich selbst zu beobachten und an sich (uns seiner Fahrweise) zu arbeiten. Das geht auch nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit und Geduld. Vor allem braucht es viel Routine – mehr als nur 4.000 km im Jahr!

  2. Uh, die Frage ist womöglich noch schwieriger als die nach einem „guten Autofahrer“. Beim Motorrad ist es noch mehr das „Eins-Werden“ mit der Maschine – ohne dabei gleichzeitig die anderen Verkehrsteilnehmer aus dem Blick zu verlieren.

    Interessant ist, dass man auch beim Reiten vom (symbolischen) Sitzen „im“ Pferd spricht statt nur darauf. Auch hier spielt die intuitive Verschmelzung ihre tragende Rolle – auch wenn sie natürlich in keinem Fall alles ist.

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